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Erste Produktionsstätten der Firma Leitz

Das Hausertor-Werk zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Das Hausertor-Werk zu Beginn des 20. Jahrhunderts © Rolf Beck und Emil G. Keller

Ernst Leitz II hatte 1921, nach dem Bankrott der Mitteldeutschen Gerberei und Riemenfabrik, deren Fabrikationsgebäude übernommen und ließ hier Teile für Mikroskope herstellen sowie Projektoren und Epidiaskope fertigen. Der Versand befand sich ebenfalls in dem Gebäude.

Oskar Barnack am Arbeitsplatz
Oskar Barnack am Arbeitsplatz © Rolf Beck und Emil G. Keller

Ab 1925 wurden auf zwei Etagen die Rohfertigung sowie die Endmontage für die Leica eingerichtet. Die Objektive Elmax und Elmar kamen aus dem Hauptwerk und die Montage fand unter der strengen Aufsicht von Oskar Barnack persönlich statt. Sein Lieblingsspruch, wie überliefert, war: „Herr Uhl, hier fehlt noch ein halber Hauch.“ Ende 1925 hatte Leitz bereits 1.000 Kameras des Typs Modell A verkauft. Bis zu seinem Tod 1936 setzte er die meisten seiner Ideen in funktionstüchtige Prototypen um und realisierte seine technischen Einfälle anhand brauchbarer Versuchsmodelle. Mit seinen von Hand gezeichneten Entwürfen beschäftigte er eine ganze Reihe von Mechanikern, bis schließlich eine Konstruktionsabteilung aufgebaut wurde.


Das Kameragehäuse wurde aus Aluminiumrohr gezogen, gepresst und mit vulkanisiertem Tuch ummantelt, was eine bessere Handhabung ermöglichte. Das Oberteil und die Deckklappe waren aus Messing gefertigt und wurden auf Hochglanz poliert, graviert und lackiert. Die Politur musste von Hand ausgeführt werden, jeder Strich in die gleiche Richtung. Eine Spezialvorrichtung war nötig, damit beim Polieren nur das zu polierende Teil frei lag und das übrige nicht verkratzt wurde. Die Gravur wurde mit Wismut unterlegt, wobei das gravierte Teil noch warm sein musste, um eine erhabene Schrift zu erhalten.


Endmontage der Kleinbildprojektoren im Dachgeschoss des Hausertor-Werkes
Endmontage der Kleinbildprojektoren im Dachgeschoss des Hausertor-Werkes © Rolf Beck und Emil G. Keller

Die Kameras wurden in Stückmengen von 10 pro Kasten montiert. Die einfache Montagearbeit wurde von Hilfsarbeiterinnen ausgeführt, Verschluss und Entfernungsmesser montierten bzw. justierten Facharbeiter. Die Montagesets – 10er Kästen genannt – gingen von Platz zu Platz. Dazwischen fanden vor jedem neuen Arbeitsvorgang Qualitätskontrollen statt. Etwa 85% der Kosten bei der Kameraproduktion mussten für die Arbeitszeit einkalkuliert werden und die benötigten Fachkräfte wurden zunächst aus der Mikroskop-Fabrikation abgezogen. Dadurch erreichte man von Anfang an ein hohes Maß an Qualität, der Preis des Endproduktes war aber entsprechend hoch.


Das Hausertorwerk wurde - nach der Verlegung der Fotomontage in die Hochhäuser der Ernst-Leitz-Straße - bis 1982 als Mechaniker-Ausbildungsstätte genutzt (jedes Lehrjahr eine Etage). Auch die Kundendienstabteilung war hier untergebracht. Seit dem Ende der 1990er Jahre wurde das Gebäude nicht mehr von der Firma Leitz genutzt.

1925 betrug der Fotoumsatz 5% am Gesamtumsatz, 1929 34% und 1933 70%.

Die Leica war nicht nur in Deutschland ein Erfolg. Das zeigt der prozentuale Anteil des Exports am Gesamtfotoumsatz: 1925 46,9%, 1927 53,2% und 1933 60,0%.

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