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Nach und nach kehrt die Normalität zurück in diesem durch Corona krisengebeutelten Jahr. Dennoch wird der Sommer 2020 ein „anderer“ Sommer sein, denn größere Veranstaltungen sind nach wie vor verboten. Doch wie kann man sich in der Ferienzeit sinnvoll die Zeit vertreiben? Wir haben uns einmal in Wetzlars Grünanlagen angeschaut, die in den Sommermonaten zum Verweilen einladen. Hier finden etwa Leseratten lauschige Rückzugsorte.
Diesem Schild folgt der Altstadtgrüngürtelweg.
Diesem Schild folgt der Altstadtgrüngürtelweg. © Sabine Glinke

Wussten Sie, dass Wetzlars Altstadt von einem Grüngürtel umgeben ist? Dieser zieht sich entlang des Verlaufs der einstigen Ringmauern – an zahlreichen Stellen ist die historische Stadtmauer auch noch erhalten. Wer die Parkanlagen, die zumeist nach den Partnerstädten Wetzlars benannt sind, auf eigene Faust erkunden will, dem sei der als Spazierweg markierte „Altstadtgrüngürtelweg" empfohlen. Auf rund 2,3 Kilometern kann man so die einstige Reichsstadt Wetzlar umrunden – und zum Schluss in der Colchesteranlage, die Einstiegs- und zugleich Endpunkt für die Route ist, bei einem kühlen Getränk verweilen. Besonders als kleiner Abendspaziergang bietet sich die Runde an, bevor man denn Abend vor dem Panorama der Alten Lahnbrücke ausklingen lässt. Markiert ist der Grüngürtelweg mit einem Symbol bestehend aus Stadtmauer und Säuturm, umgeben von einem grünen Ring.


Bebel-Platz und Rosengärtchen

Ausgangspunkt für den Spaziergang bildet das Hausertor. Wer mit dem Auto anreist, kann dieses hier abstellen, in Höhe des Endes des Parkplatzes geht es schließlich durch eine kleine Grünanlage links die Treppen hinauf über den Bebelplatz zur Freilichtbühne Rosengärtchen. Im Sommer etwas versteckt, im Winter gut sichtbar, ist hier August Bebel ein Denkmal gesetzt. Nach einigen Stufen erreicht man hier die Freilichtbühne Rosengärtchen mit 1000 Sitzplätzen – in einem „normalen" Sommer finden hier die Wetzlarer Festspiele statt.

Ab 17. Juli ist dieses Jahr die Reihe „Rosengärtchen live" zu erleben – Theater, Musical, Konzerte mit corona-begrenzter Besucherzahl und fester Platzzuteilung – schnell sein lohnt sich. National bekannte Künstler wie Gayle Tufts und Katharine Mehrling sowie lokale Größen wie Jonas Monar und Dirk Daniels sind dann hier zu erleben. Infos unter www.rosengaertchenlive.de. Das Rosengärtchen, das das Hausertor mit dem Wöllbacher Tor verbindet, hat jedoch nicht nur die Freilichtbühne zu bieten. Im oberen Teil der Anlage kann der Besucher zahlreiche historische Grabsteine besichtigen, unter anderem das Grabdenkmal der Freifrau von Albini, der Wohltäterin der Armen. Auch Karl Wilhelm Jerusalem, das Vorbild für Goethes Werther, wurde hier begraben; der genaue Standort des Grabes ist heute zwar nicht mehr bekannt, doch an der vermuteten Stelle wurde eine Gedenktafel errichtet. Der ehemalige Friedhof wurde 1915 in eine Grünanlage umgewandelt. Besonders schön ist dieser Park, wenn im Sommer die Rosen blühen, die ihm seinen Namen gaben.


Siena-Promenade und Goldfischteich

Die Siena-Promenade gefällt vor allem mit ihrem alten Baumbestand.
Die Siena-Promenade gefällt vor allem mit ihrem alten Baumbestand. © Sabine Glinke
Am Goldfischteich gegenüber der Stadthalle lässt es sich gut aushalten.
Am Goldfischteich gegenüber der Stadthalle lässt es sich gut aushalten. © Sabine Glinke

Direkt gegenüber schließt sich die Siena-Promenade an. Sie gliedert sich in die Kleine Promenade mit Goldfischteich gegenüber der Stadthalle und die große Promenade. Die Siena-Promenade verbindet den Bereich zwischen dem Wöllbachertor und dem Obertor vorbei am Amtsgericht. Sehenswert sind der der altgewachsene Baumbestand und das historische Wasserwerk von 1894, das derzeit von bunt blühenden Blumen umgeben ist. Sitzgelegenheiten und Spielmöglichkeiten für Kinder laden in der großen Promenade zum Verweilen ein. Ebenfalls gut aushalten lässt es sich am Goldfischteich mit dem Springbrunnen – nur Goldfische sucht man derzeit vergebens.

Blickfang in der Siena-Promenade: Das historische Wasserhäuschen.
Blickfang in der Siena-Promenade: Das historische Wasserhäuschen. © Sabine Glinke
Wasserhäuschen mit Blumen
das historische Wasserhäuschen aus einer anderen Perspektive. © Sabine Glinke

Grenzstein-Lapidarium, Säuturm und Avignon-Anlage

Der Altstadtgrüngürtel läuft immer an der historischen Stadtmauer entlang.
Der Altstadtgrüngürtel läuft immer an der historischen Stadtmauer entlang. Hier mit Blick auf den Säutum. © Sabine Glinke

Über das Gelände der Stadthalle – ein Abstecher ins Grenzstein-Lapidarium lohnt allein auf Grund des gerade in voller Blüte stehenden Lavendels – geht es weiter zum Säuturm und dem Obertor an der historischen Stadtmauer und von dort in die Avignon-Anlage erstreckt sich zwischen dem ehemaligen Franziskanerkloster, dem Säuturm der Stadtmauer. In diesem Bereich ist die Stadtmauer am besten erhalten geblieben. Eine Besonderheit dieses Parks ist der Höhenunterschied zwischen dem oberen und dem unteren Teil der Anlage. Von der Freifläche vor der Stadthalle und dem Säuturm präsentiert sich nicht nur ein wunderbarer Blick auf den Kalsmunt, sondern auch ein Überblick über die Avignon-Anlage mit dem Spielplatz im unteren Bereich. Im unteren Teil dieser Anlage, am Ludwig-Erk-Platz gegenüber des Parkplatzes, befindet sich neben dem Spielplatz auch ein kleiner Boule-Platz, der für alle Besucher offen steht. Am Fuße der Anlage liegt das ehemalige Franziskanerkloster: Am heutigen Standort der Leitzbaracken befindet sich das Kulturzentrum Franzis, am Ludwig-Erk-Platz lädt das Ludwigs in der historischen Zehntscheune zu Leckereien ein – Highlight ist ein Platz auf der Brücke, die Gastraum und Außenterrasse miteinander verbindet.


Alter Jüdischer Friedhof

Idylle: Blick auf die Lahn von der Colchesteranlage aus.
Idylle: Blick auf die Lahn von der Colchesteranlage aus. © Sabine Glinke

Am Parkplatz vorbei geht es über die Nauborner Straße an der historischen Stadtmauer entlang schnurstracks in einen schmalen Pfad zwischen Stadtmauer und Wetzbach entlang. Hier kann man nicht nur die Stadtmauer aus nächster Nähe begutachten, rechts und links des Weges ist ein regelrechter Urwald erwachsen. Hinter der Stadtmauer versteckt in Richtung Steighausplatz liegt auch der alte jüdische Friedhof, der allerdings nur im Rahmen von Sonderführungen besichtigt werden kann. Weiter geht es am Wetzbach über Mühlgraben und Flutgraben lang und schließlich über die Lahninsel, bevor man über die kleine Brücke die Colchesteranlage erreicht. Hier kann man sich im Schatten der Alten Lahnbrücke mit Blick auf diese und die Hospitalkirche niederlassen und im Weingarten ein leckeres Glas Wein oder einen Aperitif genießen. Vorher kann man noch den Skulpturenpark erkunden, zu dem unter anderem ein überdimensionierter Finger und ein putziges Nilpferd gehören.


Sommergarten in der Colchester-Anlage

Spielpark im Sommergarten in der Colchester-Anlage
Spielpark im Sommergarten in der Colchester-Anlage © Sabine Glinke
Ein paar Meter weiter ist eigens im Corona-Sommer ein zusätzliches Angebot entstanden – direkt neben dem Frauenlabyrinth hat der Schaustellerbetrieb van Elkan einen Sommergarten realisiert – gut 100 Biergartenplätze laden zum Verweilen bei einem kühlen Getränk, einem Kaffee oder einem Snack ein mit Blick auf die Lahn ein. Flammkuchen und Crepes warten beispielsweise auf Abnehmer. Dazu gibt es Spielangebote für Kinder wie Trampoline, Hüpfburg und einen Wasserpark. „Das Angebot wird gut angenommen“, freut sich Betreiber Thorsten van Elkan. Auf Grund der großen Fläche, die Stadt kurzfristig zur Verfügung gestellt habe, sei die Einhaltung von Abstandsregeln kein Problem. Auch der Zutritt zum Spielpark ist begrenzt: Maximal 20 Kinder gleichzeitig dürfen in der Anlage toben, begleitende Eltern müssen mund- und Nasenschutz tragen. Der Einlass wird über die Mitarbeiter geregelt, vor jedem Wechsel werden die Spielgeräte desinfiziert. Die Stadt Wetzlar versuche, den krisengebeutelten Gewerken so gut es gehe entgegen zu kommen, freut sich der Schausteller, und so schaffe man nicht nur temporär neue Flächen, sondern helfe auch bestehende Gastronomiebetrieben durch die Erweiterung von Außenflächen. Geöffnet ist der Sommergarten immer von 11.30 bis 22 Uhr.