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Wanderkarte „Im Lahntal von Wetzlar bis Braunfels“: Wandern und Radfahren erfreut sich seit Jahren wachsender Beliebtheit. Entschleunigung und das Motto „Raus in die Natur“ werden für Viele im stressigen Berufsalltag immer wichtiger. Auch in der Region rund um Wetzlar gibt es ein paar traumhafte Wanderrouten und verschiedene Radwege. Mit „Im Lahntal von Wetzlar bis Braunfels“ ist eine Rad- und Wanderkarte erschienen, die die Wanderrouten und großen Radwege im Großraum Wetzlar und Braunfels detailgetreu aufzeigt.

Herausgegeben wurde die Karte als Gemeinschaftsprojekt von der Braunfelser Kur GmbH und der Tourist-Information Wetzlar. Die kartografische und inhaltliche Bearbeitung erfolgte durch Dr. Lutz Münzer. Münzer ist von Haus aus Historiker und Geograph und arbeitet seit vielen Jahren als freiberuflicher Kartograph. Dabei erledigt er nicht nur Auftragsarbeiten, sondern hat auch bereits viel Kartenmaterial im Eigenverlag herausgegeben.

Wie entsteht eigentlich eine Wanderkarte?

Doch wie entsteht so eine Wanderkarte eigentlich? Letzten Endes ist es ein Jahre langer Prozess, denn mittlerweile werden Karten äußerst selten „komplett“ neu gezeichnet. Eine Wanderkarte basiert dabei auf amtlichem Kartenmaterial, das man bei den jeweiligen Landesvermessungsämtern – in Hessen lautet der korrekte Begriff dieser Behörde heute Hessische Verwaltung für Bodenmanagement und Geoinformation – erwerben kann. Auf dieser Basis arbeitet auch Dr. Lutz Münzer. Das Online-Lexikon Wikipedia beschreibt die Hauptaufgabe und damit das Kernproblem der Kartografie darin, „komplexe, im ,Originalraum‘ (im Maßstab 1:1) sich ereignende Phänomene, Sachverhalte und Prozesse auf einer maßstäblich erheblich verkleinerten Darstellungsfläche (Kartenblatt, Bildschirm) abzubilden und zu beschreiben“. Um dies sinnvoll zu ermöglichen, müssen die Kartografen aus der Fülle der Originaldaten die für ihr Vorhaben wichtigsten oder typischen auswählen oder zusammenfassen und schließlich nach einem festgelegten Symbolschema darstellen. Eine sehr kleinteilige Arbeit, wie Kartograph Münzer weiß. Für die Karte „Im Lahntal von Wetzlar bis Braunfels“ lag bereits von Dr. Münzer in den Jahren 2004 bis 2009 im Auftrag der Städte Wetzlar, Braunfels und Weilburger erstelltes Wanderkartenmaterial vor. Dort setzte seine Arbeit an.

Gegebenheiten im Gelände ändern sich

Am Simberg
Rund um Wetzlar findet man zahlreiche Aussichtspunkte an den Wanderwegen. Hier ein Blick auf Wetzlar vom Simberg oberhalb von Naunheim/Niedergirmes aus. © Christian Lademann

Rund 250 Arbeitsstunden hat er in das Aktualisieren der Karte gesteckt. Immer wieder geht es dabei für Münzer raus ins Gelände. „Die Gegebenheiten müssen immer wieder kontrolliert werden“. Dort werde eine verzeichnete Hütte abgerissen, dort entstehe ein neues Wasserrückhaltebecken, das als Orientierungspunkt beim Wandern dienen kann. Auch seien manche Kartenvorlagen stellenweise aus verschiedenen Gründen ungenau. Dr. Lutz Münzer verbringt also viele Stunden im Gelände, um die Gegebenheiten zu überprüfen. Mit dem Fahrrad fährt er Stellen ab, an denen sich seinen Recherchen nach Unstimmigkeiten ergeben haben. Ein Blick auf die Legende der neuen Karte zeigt, wie kleinteilig die Arbeit tatsächlich ist. Denn neben allen Straßen und Wegen– dabei auch unbefestigte Feldwege – und topografischen Gegebenheiten (Wald, Feld, Siedlungsgebiet) ist alles eingezeichnet, was entweder von touristischen/freizeitlichen Interesses sein kann (zum Beispiel Grillplätze, Reitanlagen, Tennisplätze, aber auch Burgen und Schlösser oder Steinbrüche) oder bei der Orientierung im Gelände hilft, etwa einzelne Gebäude, ein markanter Baum oder ein Gedenkstein. Dazu kommen die für Wanderer wertvollen Höhenlinien. Welche Dinge verzeichnet werden sollen, legt Münzer vorab mit seinen Auftraggebern fest. Städte und Kommunen liefern ihm genauso Informationen wie andere Träger von Wanderwegen, etwa Wandervereine und – verbände. Eine Karte zu erstellen ist also auch viel Kommunikationsarbeit. Etwas, das Anja Zarge von der Tourist-Information Wetzlar, die neben Philipp Borchardt von der Braunfelser Kur GmbH federführend bei der Karte war, sehr schätzt und spannend findet. „Man kommt so mit unglaublich vielen Menschen in Kontakt, die bei so einem Projekt zusammenarbeiten“, freut sie sich.

Kartographie hat sich stark verändert

Die neue Wanderkarte
Die neue Wanderkarte gibt es bei der Toruist-Information Wetzlar sowie im heimischen Buchhandel. © Sabine Glinke

Doch warum zieht es Münzer so oft ins Gelände? Das Kartographieren habe sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Karten seien im Zeitalter der Satelliten-Navigation deutlich leichter erstellbar als vor Erfindung dieser Technologie. In Kombination mit Luftbildern seien dadurch an vielen Stellen exakte Darstellungen möglich. Aber: „Zum Beispiel dort, wo man Waldflächen hat, kommt man nur weiter, wenn man sich das Ganze vor Ort genau anschaut“, erklärt Münzer. Denn: GPS-Daten seien zwar sehr hilfreich, aber je nach Gegebenheiten ungenau. „Es kommt wesentlich auch darauf an, wie die GPS-Satelliten im Moment der Lagebestimmung stehen, ob Hindernisse – etwa Höhenzüge – den Signalempfang des Gerätes einschränken.“ „Je nach GPS-Empfänger können durchaus Lagegenauigkeiten von drei bis fünf Metern erreicht werden, in ungünstigen Positionen passiert es aber auch, dass das Gerät nur zu Lagegenauigkeiten von etwa 20 und oder noch mehr Metern gelangt.“ Daher müsse man genau prüfen. Außerdem komme immer wieder Neues hinzu, Dinge änderten sich. „Manche Wanderwege werden umgelegt oder entstehen neu“, sagt Münzer. Anja Zarge bestätigt: „Der 3-Türme-Weg wurde ja aktualisiert und musste entsprechend in seiner neuen Form aufgenommen werden“. Sie freut sich, dass durch die Überarbeitung der bisherigen Karte, die aus dem Jahr 2009 stammte, etwa auch die Grube Malapertus in Niedergirmes verzeichnet wurde. Und auch Dr. Münzer entdeckt auf seinen Touren immer wieder Neues: Manchmal findet er Aussichtspunkte, die eine tolle Rundumsicht bieten, die in der Karte noch gar nicht aufgenommen waren.

Infos und Kontakt

Die Karte „Im Lahntal von Wetzlar bis Braunfels“ im üblichen und bewährten Maßstab 1:25.000 enthält die markierten Wanderwege und die wichtigsten Radwanderwege im abgebildeten Gebiet. Neben den Prädikatswanderwegen wie der Greifenstein-Schleife, der Bergmannsroute, dem Kelten-Römer-Pfad oder dem Lahnwanderweg sind auch Fern- und Regionalwanderwege, die das Gebiet durchkreuzen, etwa der Elisabethpfad, der Lahnhöhenweg oder auch der Schinderhannespfad detailgenau verzeichnet. Dazu kommen einige lokale Rundwanderwege des Naturparkes Taunus (in Wetzlar vor allem rund um den Stoppelberg, außerdem rund um Niederquembach) sowie lokale Rundwanderwege der Stadt Braunfels. Zusammen mit verschiedenen Karten aus angrenzenden Gebieten, ergibt sich ein umfassendes Angebot in der Region, weiß Anja Zarge. Die Wanderkarte Wetzlar Braunfels ist für 8,50 Euro bei der Tourist-Information am Domplatz sowie in den Wetzlarer Buchhandlungen erhältlich. Kontakt: 06441-997755, E–Mail: tourist-infowetzlarde.