Glutenfrei und vegan

Seit diesem Jahr hat er seine Produktion nach Wetzlar in die Siegmund-Hiepe-Straße verlagert. Doch dort stehen nicht nur eine moderne Backstube, auch Verpackung und Versand finden direkt vor Ort in Wetzlar statt. Brot und Brötchen werden von hier aus ins gesamte Bundesgebiet verschickt. Insgesamt 900 Quadratmeter Neubau sind hier entstanden. Doch auch das war Robert Matheis nicht genug: Ein normaler Bäckerladen, in dem man Brot und Brötchen kaufen kann? Eben ausschließlich glutenfrei wie alle Produkte der Maisterei? Nein. Ein schickes Café sollte es sein, nicht nur glutenfrei im Angebot, sondern eben auch vegan. „Das kannst du in Wetzlar nicht machen, du kannst kein Café aufmachen, in dem du keine Kuhmilch anbietest“, erinnert sich der Bäckermeister schmunzelnd an einige Aussagen von Bekannten. Sein Fazit heute: Doch, man kann. Und das, was Matheis in seinem Maisterei-Café anbietet, ist ausnahmslos eines: Lecker. Unabhängig davon, ob man auf Grund einer Allergie glutenfrei leben muss oder ob man überzeugter Veganer ist.

Der Tag im Maisterai-Café startet in gemütlicher Atmosphäre mit dem Frühstück – es gibt verschiedene Kombinationen aus den beliebtesten Gerichten, die hier angeboten werden. Besonders geschmackvoll und sehr dekorativ und ansehnlich: Die Stullen, die Robert Matheis im Café anbietet. Egal, ob mit Rote-Bete oder Erbsencreme oder die „No Tonno“-Variante, die tatsächlich wie Thunfisch schmeckt, aber aus Noriblättern hergestellt wird: Auf dem Stullenbrot aus Hanfkernschrot munden alle drei Kreationen, die gleichzeitig fürs Auge etwas hergeben in Form und Farbe. Auch schon zur Frühstückszeit oder zum Mittagessen kann man zu einer der leckeren Bowl-Kreationen greifen – allesamt auf Quinoa-Basis und angerichtet mit leckerem und gehaltvollem Gemüse wie Edamame, Radieschen oder Avocado. Wer mittags ein warmes Gericht bevorzugt, ist bei der frisch gebackenen Pinsa richtig. Ergänzt wird das Angebot von Kaffeespezialitäten, Kaltgetränken und neuerdings auch frischen Waffeln, natürlich ebenfalls vegan.

„Alle Speisen habe ich wie auch meine Backwaren selbst entwickelt“, ist Robert Matheis ein bisschen stolz. Nicht immer hat er als Bäcker gearbeitet, nach der Lehre ging er in die Lebensmittelindustrie, beriet Bäckereien bei der Produktentwicklung, auch im Ausland. Er weiß wie kaum ein anderer, was in den Produkten der Kettenbäcker steckt – Gluten, das er heute gänzlich vermeidet, wird anderswo zusätzlich zum natürlich vorhandenen Gluten zugesetzt. Als er in der Lebensmittelindustrie keine Entwicklungsmöglichkeit mehr sah, entschloss er sich, seine eigene Bäckerei zu eröffnen – und gründete mit gerade einmal 24 Jahren 2013 die Maisterei.

Die Vision: Ein gutes, glutenfreies Handwerksbrot zu entwickeln. Gebacken wurde zunächst in Solms-Oberndorf, der zu diesem Zeitpunkt ungenutzte Bäckerladen seines Vaters an der Hauptstraße in Leun wurde zur Verkaufsstätte. „Anfangs habe ich meine Backwaren immer mit dem Auto hingefahren – manchmal musste ich die Strecke zigmal fahren, um alles zu transportieren“, erzählt er. Parallel entwickelte er einen Online-Shop und verschickte seine Brote in ganz Deutschland. Die Maisterei wuchs schnell und gewann Kunden, denn 2013 war das Thema glutenfrei noch nicht so bekannt und präsent wie heute. Schon 2014 wurde Matheis in die ZDF-Sendung „Deutschlands bester Bäcker“ mit Johann Lafer gevotet. Die Anhängerschaft der Maisterei ist groß: Immer mehr Menschen entwickeln eine Allergie oder Unverträglichkeit auf das Klebeeiweiß Gluten „vermutlich, weil wir einfach zu viel davon essen“, so Matheis.

Maisterei ist eine Wortzusammenziehung aus Mais, dem wohl bekanntesten glutenfreien Getreide und dem Wort Meister fürs Meisterhandwerk. Dass ihm das Handwerk wichtig ist, betont Matheis immer wieder. Vielerorts gäbe es da das gar nicht mehr in den Backstuben, sagt der 34-Jährige. Und sind die meisten seiner Produkte denn aus Mais? „Nein“, lacht er, „es ist einfach das Getreide ohne Gluten, dass man am ehesten kennt“. Doch woraus bestehen seine Backwaren, die übrigens nicht immer vegan sind, diesen Anspruch verfolgt nur die Karte im Café - dann? Matheis verwendet Pseudogetreide wie Buchweizen, Reiskleie kommt zum Einsatz oder Teffmehl. Teff ist das kleinste aller Pseudogetreide und stammt aus Äthiopien. Die Brote und Brötchen stehen den glutenhaltigen Kollegen geschmacklich jedenfalls in nichts nach. Und auch die süßen Teilchen und Kuchen finden ihre Fans. Vor allem die Raw Cakes, kleine bunte Törtchen mit veganer Creme auf Basis von Cashewkernen, die ein Renner im Café sind. Verkauft wird im Café, aber natürlich vor allem Online – Granolas, Müslis, Pasta und Backmischungen runden das Angebot ab. „Das Café ist das Aushängeschild des Online-Shops“ sagt der Inhaber. Denn der bildet weiterhin das Kerngeschäft. Doch gerade weil das Café das Aushängeschild ist, hat Matheis auch beim Interieur auf alle Details geachtet: Gemütliche Polsterstühle werden von stilvollen Glühlampen in ein warmes Licht getaucht, das Geschirr ist ebenfalls äußerst edel. Im Sommer lockt außerdem eine Außenterrasse.

Maisterei Café
Siegmund-Hiepe-Straße 31
35578 Wetzlar

Geöffnet ist Dienstag bis Samstag von 8 bis 17 Uhr. Den Shop der Maisterei findet man unter www.maisterei.de.

Achtung:
Im Café gibt es keine Barzahlung. Akzeptiert werden jegliche Karten, Google Pay und Apple Pay.