50 Jahre im Zeichen der Kultur - Neues Kellertheater feiert Jubiläum
Das Jubiläumsjahr startet für das Neue Kellertheater Wetzlar am Samstag, 8. Februar. Dann feiert das neue Stück „Die Grönholm-Methode“ unter der Regie von Sebastian Kupetz Premiere. Entsprechend geschäftig geht es eine Woche vor der Premiere in den Räumen des Vereins in der Stadthalle Wetzlar zu. Hier hat das Neue Kellertheater seit 1991 nach einigen Umzügen seinen festen Sitz. Mit dem Neubau der Stadthalle schuf die Stadt Wetzlar für den Verein, der bereits von 1977 bis zur Spielzeit 1989/90 im Foyer des Wetzlarer Hofes beheimatet war und diesen wegen Umbaumaßnahmen verlassen musste, ein festes Domizil, das alles beheimatet, was ein gut aufgestelltes Theater braucht.
Alles unter einem Dach

Sebastian Kupetz, der beim Kellertheater nicht nur als Regisseur und Darsteller aktiv ist, sondern auch den stellvertretenden Vorsitz innehat, hat den Wetzlar Tipps ein paar Blicke hinter die Kulissen gewährt. Was von außen aus Besuchersicht zunächst klein und unscheinbar wirkt, ist in Wahrheit ein richtiges Theaterhaus – mit Garderoben, Maske, Werkstatt, Backstage mit Küche sowie einem Regie- und Technikraum. „Das ist das Schöne bei uns im Kellertheater“, sagt Sebastian Kupetz. „Man kann hier mitmachen, aber man muss nicht auf der Bühne stehen“. Gewählt werden kann aus verschiedenen Aufgaben: Die Technikabteilung steuert Ton und Licht während der Aufführungen, die Maske schminkt und frisiert die Darsteller für ihren Auftritt, Kulissenbauer sägen und hämmern in der Werkstatt. Gerade ist für „Die Grönholm-Methode“ eine Skyline entstanden, die von hinter der Bühne angestrahlt wird. Und dann sind da noch Kostüme und Requisten: Im Fundus des Kellertheaters am Karl-Kellner-Ring hat sich über die Jahrzehnte eine
Zeitintensives Hobby

Rund 80 Mitglieder hat das Neue Kellertheater zur Zeit, nicht alle sind immer aktiv. Hat man sich aber einmal für einen Darstellerposten entschieden, bedeutet das, dass man viel Zeit investieren muss. „Das muss man wollen“, weiß Kupetz, der schon fast zwei Jahrzehnte dabei ist, „und das sollte auch mit Partner oder Familie geklärt sein. Wer bei uns mitmacht, hat meistens kein anderes Hobby. Es ist schon sehr zeitintensiv. Neben allen Terminen, die das mit sich bringt, muss man ja auch noch den Text lernen“. Und wie so viele andere Vereine hat auch das Neue Kellertheater trotz stabiler Mitgliederzahlen auch Sorgen: „Es mangelt uns vor allem an männlichen Darstellern zwischen 20 und 40“. Ein Grund, warum er bei der „Grönholm-Methode“ an einigen Terminen nicht nur auf dem Regiestuhl Platz nehmen wird, sondern auch auf der Bühne: Ein Darsteller ist an einigen Spielterminen verhindert. „Das ist schon herausfordernd“.
60 Spieltermine, drei Stücke

Auf etwa 60 Spieltermine kommt das Kellertheater in einer Spielzeit, in der Regel werden drei Stücke auf die Bühne gebracht – zwei Schauspiele und ein Musical. Die Musicalgruppe, die aus Ehemaligen der Musicalgruppe der Goetheschule hervorgegangen ist, ist fester Bestandteil des Theaters. Die Anzahl der Spieltermine ist nötig, um die Fixkosten des Theaterbetriebs zu decken: Miete, Strom, Material. Allein ein Blick ins Regal in der Maske zeigt, dass hier nicht am falschen Ende gespart wird: „Und die Nachbestellung ist noch gar nicht da und eingeräumt“. Das Neue Kellertheater finanziert sich nur aus dem Eintrittsgeld – die Bewirtung im Foyer läuft über das Team des „Wetzlarer Hofes“. Mit 16 Euro für die Standardkarte (dazu kommen diverse Rabatte, etwa für Kinder oder Studierende) ist der Eintrittspreis so gestaltet, dass er für Jeden erschwinglich ist. Nicht umsonst ist der Verein als gemeinnützig eingestuft. Ausgenommen sind Premieren – dann gibt es nur Sondertickets inklusive Büffet für 30 Euro. Damit die Rechnung aufgeht, ist ausverkauftes Haus eigentlich Pflicht. 120 Plätze hat der Saal des Kellertheaters, meistens sind alle besetzt. „Nach Corona hat es sehr lange gedauert, bis wir wieder volles Haus hatten, jetzt sind wir zum Glück wieder auf Vor-Corona-Niveau, was die Besucherzahlen angeht“. Man merkt Kupetz deutlich an, wie erleichtert er darüber ist. Und wie früh sollte man sich Karten sichern? „Anfangs ist das immer kein Problem, wenn aber erstmal die Premiere eines Stückes gelaufen ist, geht es meistens schnell“.
Eigenproduktion im Jubiläumsjahr
Das Kellertheater arbeitet mit einem Pool von fünf bis sechs Regisseuren. Diese wählen ihre Stücke frei aus. Viel Zeitgenössisches ist darunter, manchmal auch Klassiker wie Schillers „Maria Stuart“ oder Dürrenmatts „Die Physiker“. Oder sogar Eigenproduktionen. Regisseur Lars Lembke bringt im Herbst als viertes Stück die Komödie „Außer Rand und Band“ auf die Bühne, das komplett aus seiner Feder stammt. Regelmäßig mit dabei ist auch Christoph Drewitz, der sich in Deutschland und dem benachbarten deutschsprachigen Ausland einen echten Namen als Musical-Regisseur gemacht hat und für das Kellertheater immer wieder in die Heimat zurückkehrt.
Was das Ensemble des Neuen Kellertheaters im Laufe der Jahrzehnte alles auf die Bühne gebracht hat, ist beachtlich. Einen Eindruck bietet der Eingangsbereich. Hier sind Plakate vergangener Produktionen zu sehen. In der Maske gibt eine kleine Presseschau ebenfalls einen ersten Eindruck, wie lebendig das Theaterleben in Wetzlar seit der Gründung des Neuen Kellertheaters am 21. April 1975 ist. Eine Chronologie findet sich auch auf der Webseite des Vereins.
Die Historie

Hervorgegangen ist der Verein Neues Kellertheater Wetzlar e.V. übrigens aus einer Vorgängergruppierung, die dem Ganzen durch die erste Spielstätte in einem Keller in der Altenberger Straße den Namen gab. Die Spielstätte wurde zunächst übernommen, bevor diverse Umzüge folgten. Wie erwähnt, war das Theater bereits ab 1977 am Standort der heutigen Stadthalle beheimatet – im Foyer des „Wetzlarer Hofes“. Als dort umgebaut wurde, zog man 1989 in eine neue Bleibe im Industriepark Beck am Taubenstein in Garbenheim. In liebevoller Arbeit wurden die neuen Räume einer ehemaligen Dreherei renoviert und theatergerecht hergerichtet. Nach Fertigstellung der heutigen Stadthalle zog das Neue Kellertheater wieder um – und ist bis heute in der Brühlsbachstraße angesiedelt. Der Eingang liegt direkt neben dem der Stadthalle. Seitdem hat sich das Neue Kellertheater weit über die Grenzen Wetzlars hinaus etabliert und lockt Besucher aus dem gesamten Lahn-Dill-Kreis, aber auch aus dem benachbarten Gießen in die Domstadt. Seit seiner
Gründung im Jahr 1975 ist das Kellertheater Mitglied im Verband Hessischer Amateurtheater e.V. Dies ermöglicht die Teilnahme an verschiedensten Fortbildungen in den unterschiedlichen Bereichen.
Die Spielzeit 2025

Los geht es am 8. Februar mit der Premiere von „Die Grönholm-Methode“. In dem zeitgenössischen Stück des spanischen Autors Jordi Galceran geht es um vier sehr unterschiedliche Menschen, die sich für die Endrunde eines Auswahlverfahrens um eine äußerst attraktive Managerposition qualifiziert haben. Sie werden mit einer höchst ungewöhnlichen Bewerbungssituation konfrontiert: Bis auf sie ist nämlich niemand anwesend – vielmehr gilt es, verschiedene Aufgaben zu lösen. Zusammen und doch als Konkurrenten.
Stück Nummer Zwei ist das Gerichtsdrama „Robin“, das von einer Gerichtsverhandlung im Jahre 2040 erzählt: Ein Pflege-Roboter hat einem Pflegebedürftigen eine Überdosis Medikamente verabreicht. Die spannende Frage: Kann eine KI schuldfähig sein? Premiere: 26. April.
Es folgen das Musical „Wie im Himmel“ unter der Regie von Christoph Drewitz (Premiere: 20. September) und die Eigenproduktion „Außer Rand und Band“ (Premiere: 29. November). Alle Spieltermine, Infos und Tickets unter: www.kellertheater-wetzlar.de.