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Kurz nach dem Verkaufsstart ist das 900 Flaschen limiterte Bier ausverkaut / Vom Fass noch begrenzt erhältlich

Wetzlar hat wieder ein eigenes Bier oder vielmehr hatte: Denn das in schmucke Ein‐Liter‐Flaschen abgefüllte und auf 900 Flaschen limitierte Wetzlarer Festtagsbräu 2022 war kurz nach seinem Verkaufsstart zum ersten Advent ausverkauft. Nur vom Fass ist es noch im Ausschank in der Cafeteria und Bar Bella Ciao am Schillerplatz sowie in der Gaststätte Zum Anker am Dutenhofener See erhältlich.

Achim Franzen
Braumeister Achim Franzen © LademannMedia

Die Idee zu diesem Festbier ist aufgrund der früheren in Wetzlar beheimateten Brautradition entstanden. Man erinnere sich zum Beispiel an die nicht mehr existierenden Brauereien Euler oder Waldschmidt. Nach wie vor gibt es in Wetzlar aber noch viele Hobbybrauer. Um diese Tradition wieder etwas zu beleben und ein eigenes, besonderes, identitätsstiftendes Bier für Wetzlar zu bekommen, haben sich einige der Hobbybrauer mit der Stadt Wetzlar und der Tourist‐Information der zusammengetan, um diese Idee in die Tat umzusetzen. Es sollte ein Bier mit Charakter sein, kein Standardbier. Im Rahmen eines Tages-Brauseminars Mitte Oktober wurden im Brauhaus Obermühle in Braunfels unter Anleitung von Braumeister Achim Franzen die ersten 500 Liter Sud (von bestellten 1000 Litern) handwerklich hergestellt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich zuvor mit Franzen auf ein helles Festbier geeinigt, dass passend zur Weihnachtszeit und nach der Reifezeit in schöne Bügelflaschen abgefüllt und an einigen Verkaufsstellen in der Altstadt angeboten werden solle.

Entstanden ist letztlich ein schmackhaftes, bernstein‐rötliches Festbier. Dazu wurden sechs verschiedene Spezialsorten Malz für Geschmack, Charakter und Farbe unter Zugabe von ausgesuchtem Aromahopfen verwendet. Für den ersten 500‐Liter‐Sud sind 125 Kilogramm an Malzen, darunter solche Sorten wie Karamell‐Malz Hell, Pilsener Malz oder Cara‐Ruby, zugeschüttet sowie später solche traditioonellen Hopfen wie Northern Brewer und Hallertau Perle eingekocht worden ‐ mehr soll über die exklusive Rezeptur nicht verraten werden. Fest steht: Festbiere haben die Eigenschaft, etwas mehr Alkohol zu haben. Das Wetzlarer Festtagsbräu kommt auf etwas mehr als 5 % Vol..

Brauseminar
Brauseminar © LademannMedia

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Bierbrauseminars können stolz darauf sein, am Entstehen dieses "Verkaufsschlagers" tatkräftig mitgewirkt zu haben. Der erste Arbeitsschritt fing nämlich vormittags mit dem Schroten des Malzes an, das nicht mehlig, sondern nur angebrochen sein musste, also noch mit festen Bestandteilen. Anschließend stand das Einmaischen des Malzes durch das Hinzufügen von heißem Wasser an. Über verschiedene Temperaturrasten wurde die Maische immer weiter erhitzt, so dass eine enzymatische Reaktion stattfand, also die Umwandlung der im Malz vorhandenen Stärke in Zucker. "Zehn Prozent Zucker wollen wir nachher haben", erläuterte Braumeister Franzen. Auch wies er die Teilnehmer auf das Vorhandensein und Überprüfen eines guten Eiweißbruchs hin: "Hast du keine guten Eiweißflocken drin, dann hast du nicht ausreichend gekocht, heißt, die Sterilität ist nicht in Ordnung und die Stammwürze wird auch nicht entsprechend sein, wie du sie haben willst."

Brauseminar
Brauseminar © LademannMedia

Die entsprechend erhitzte Maische wurde (beim Abmaischen) danach in einen Läuterbottich umgefüllt, um die festen von den flüssigen Bestandteilen zu trennen ‐ das sogenannte Läutern. Restliche feste Bestandteile wurden noch in einer Art Whirlpool entfernt. Neben diesen Brauschritten lernten die Seminarteilnehmer aber auch alle anderen anfallenden Arbeiten in einer Brauerei kennen ‐ so etwa das Entleeren und Säubern des Maischekessels. Klar, dass sie da selbst Hand anlegen und mithelfen mussten.

Nach der gesamten Filterprozedur begann das so genannte Hopfenkochen. Dabei kommt nämlich während dieses Kochvorgangs der Aromahopfen hinzu. Am Ende des Hopfenkochens wurde das Gebraute wieder abgekühlt. Erst dann wird die Hefe hinzugesetzt. Wir sehen ‐ gebraut wurde nach dem deutschen Reinheitsgebot, also nur aus Wasser, Malz, Hopfen und Hefe. Aber damit war das Bier noch lange nicht fertig: Das Vergären dauerte zirka eine Woche und die Lagerung ganze sechs
Wochen, erst dann wurde abgefüllt. Die Herstellung der zweiten Sudmenge für das Wetzlarer Festtagsbräu erfolgte durch Braumeister Franzen nur drei Tage später in Eigenregie.

Brauseminar
Brauseminar © LademannMedia

Auch Wetzlars Bürgermeister Andreas Viertelhausen war einer der Teilnehmer. Immerhin ist er seit 30 Jahren Hobbybrauer, selbst Fan obergärigen, fränkischen Bieres aus dem Raum Bamberg und Bayreuth. "Zu meinem Dezernat als Bürgermeister gehört auch die Wirtschaftsförderung. Da stand es nahe, auch dieses Thema wieder etwas nach vorne zu bringen. Das Weinfest in Wetzlarer ist ja immer prima besucht. Meine Idee wäre, so etwas in Wetzlar auch für regionale Biere zu machen." Schließlich gäbe es neben den privaten Hobbybrauern in der Region wieder einige Kleinstbrauereien, neben dem Brauhaus Obermühle als Hessens kleinster Spezialitätenbrauerei etwa noch Octobräu in Lahnau, Konrad's Brauhaus in Solms, die Braugemeinschaft Waldgirmes, die Hausbrauerei Bauernstube in Wölfersheim, die Gasthofbrauerei Hotel zur Traube in Nidda und andere.

Auch wenn die Flaschenabfüllung des Wetzlarer Festtagsbräu 2022 bereits ausverkauft und die ausgeschenkten Liter vom Fass wohl auch bald zur Neige gehen: Eventuell wird es im nächsten Jahr ein neues Festtagsbräu geben.

Hopfenzugabe
Hopfenzugabe © LademannMedia

Tipp

Für alle, die Interesse am Bierbrauen haben, besteht die Möglichkeit, ebenso ein Bierbrauevent für Gruppen (8 bis 12 Personen) bei einem Wetzlar‐Aufenthalt zu buchen. Die Kosten dafür sind beim Brauhaus Obermühle (Braunfels) zu erfragen. Gerne stellt die Tourist‐Informa on Wetzlar für Interessierte auch den Kontakt her.