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Goethes Großmutter verfasste ein Kochbuch
Zwar ist Goethe bekannt für sein literarisches Schaffen, doch bereits seine Großmutter verfasste ein Rezeptbuch. © Stadt Wetzlar
Was viele nicht wissen, ist die Tatsache, dass nicht nur Goethe selbst für seine literarischen Werke bekannt war, sondern auch seine Großmutter selbst. Diese verfasste ein Kochbuch, das in einer modernen Fassung bis heute erhalten ist.

Das alte Rezeptbuch der Familie Goethe

Der Goethesommer geht weiter. Heute soll es aber nicht um den Dichter selbst gehen, sondern das literarische Vermächtnis seiner Familie, welches bereits früh zum Tragen kam:

Goethe war nicht die einzige Person in seiner Familie, die literarische Werke verfasst hat. Was vielen Menschen nicht bekannt ist, ist die Tatsache, dass bereits seine Großmutter ein Werk verfasst hat. Es lässt sich also zweifelsfrei feststellen, dass Goethe sein Talent in die Wiege gelegt bekommen hat. Wie allgemein bekannt ist, Goethe ist dank seiner Talente im Verfassen von Gedichten und Romanen zu großer Bekanntheit gekommen. Das Werk seiner Großmutter bedient jedoch ein komplett anderes Genre: Sie verfasste ein Rezeptbuch mit vielen zeitgenössischen Rezepten.

Anna Margarethe Justina Lindheimer wurde am 31. Juli 1711 in Wetzlar geboren. Ihr Vater starb früh und die junge Anna heiratete mit 14 Jahren den 18 Jahre älteren Johann Wolfgang Textor, der bis zu diesem Zeitpunkt bereits ein guter Freund der Familie war.

Anna hatte mit der Rezeptesammlung zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht begonnen. Zu ihrer Konfirmation erhielt sie diese von einer bis heute nicht übermitteln Person – führte diese jedoch weiter und machte aus ihr das heute bekannte Werk. Fraglich ist selbstverständlich, ob dieser Blogartikel über das Kochbuch überhaupt verfasst worden wäre, wenn Annas berühmter Enkel der Familie nicht zu der großen Bekanntheit verholfen hätte…

Nun jedoch zum Kochbuch selbst: Mehr als 100 Rezepte finden sich in dem Buch und dabei kommt defintiv jeder auf seinen Geschmack. Die Verteilung der Interessen Annas ist jedoch ein wenig ungleich: 96 Rezepte behandeln diverse Süßspeisen und ca. 40 weitere beschreiben herzhafte Gerichte. Interessant dabei: Lediglich ein einziges Gericht ist dabei ein (fleischloses) Gemüsegericht. In Anbetracht des immer weiter steigenden Trends in Richtung Fleischalternativen, ist dies sicherlich eine Erwähnung wert.

Aus heutiger Sicht ebenfalls bemerkenswert ist das alte Deutsch, in dem das Werk verfasst wurde. Bereits beim ersten Lesen wird klar, dass es aus einer anderen Zeit stammt und birgt somit die Gefahr, dass der moderne Leser öfter einmal ins Straucheln geraten kann. Damit ihr euch selbst ein Bild machen könnt, haben wir hier für euch ein Rezept aus ihrem Kochbuch und passend zur aktuellen Jahreszeit, stellen wir selbstverständlich eine Süßspeise vor: Kandierte Johannesbeere.

"Condirte Johannes beerlein zu machen"

Nimb die Johannes beerlein wasch sie, Laß sie wieder trucken Werden, ziehe sie durch Ein tragant Wasser, hernach Nimb zarten gerädenen Zucker, besäe sie wohl, damit auff allen seithen, bis sie allenthalben von Zucker wohl überdeckt Werden, setze sei Eine kleine Weile in die Sonne.

Wie ihr seht, ist das Werk in der Originalsprache nicht ganz einfach zu verstehen. Daher wurde im Jahr 1980 das gesamte Rezeptbuch neu aufgelegt und mit Kommentaren versehen. Vielleicht stolpert ihr ja einstweilen über das Werk. Wir hoffen, dass wir mit diesem Rezept eure Neugierde geweckt haben und ihr das ein oder andere Gericht aus der Zeit Goethes nachkochen könnt.

Um immer auf dem neuesten Stand zu Wetzlar selbst und dem Goethesommer zu bleiben, folgt gerne unseren Facebook- und Instagram-Accounts! Wir hoffen, ihr genießt die sonnigen Tage!

Rezept aus: Nachdruck vom Kochbuch von Goethes Großmutter von 1724, Frankfurt a.M. 1980; Anna Margaretha Justina Lindheimerin: Das Kochbuch von Goethes Großmutter von 1724 herausgegeben von Manfred LEMMER Kommentar und Transkription von Eva BECK, Frankfurt am Main 1980