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2024 jährt sich zum 250. Male die Erstveröffentlichung von Goethes „Die Leiden des jungen Werthers“ (1774), zu dessen Anlass die Städtische Museen Wetzlar in Zusammenarbeit mit dem Freien Deutschen Hochstift in Frankfurt und dem Goethe-Museum in Düsseldorf eine Jubiläums-Ausstellung zu Goethes wegweisendem und weltbekanntem Frühwerk präsentieren.

Die Ausstellung

Jubiläumsausstellung Werther.Welten Platzhalterfoto bearbeitet
© Dominik Ketz/Canva Stadt Wetzlar

Der „Werther“ gilt gemeinhin als erster europäischer „Bestseller“ und machte den 25-jährigen Goethe über Nacht weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Der Erfolg des Romans zeigt sich dabei auch in der unmittelbaren Rezeptionsgeschichte, die in der Folge neben Friedrich Nicolais Gegenentwurf „Die Freuden des jungen Werther“ (1775) und Heinrich von Kleists „Der Neue (glücklichere) Werther“ (1811) zahlreiche künstlerische Verarbeitungen und Umdichtungen des Werther-Stoffs hervorbrachte.

Diese Wertheriaden treten hierbei nicht nur gattungs- und genreübergreifend, sondern auch sprach-, medien- und länderübergreifend auf und reichen von Ferdinand Kringsteiners Wiener Volksbühnen-Posse „Werthers Leiden“ (1807) über Achim von Arnims Parodie „Die zerbrochene Postkutsche“ (1818) bis hin zu Jules Massenets Oper „Werther“ (1892) und Jacques Doillons Film „Le jeune Werther“ (1993). Der „Werther“ als Quelle für künstlerische Auseinandersetzung mit Themen wie Liebe, Selbstbestimmung, Aufbegehren gegen soziale Zwänge, Moral und Tod sowie unserem Verhältnis zur Natur scheint auch heute nicht zu versiegen.

Die Jubiläumsschau "Werther.Welten – 250 Jahre internationale Wirkung von Goethes Roman „Die Leiden des jungen Werthers“ im Stadtmuseum, Lottehaus und Jerusalemhaus" will erstmalig vor allem auch die 250-jährige globale und transmediale Rezeptionsgeschichte des „Werthers“ nachzeichnen. Zutage gefördert hat das Museumsteam dafür eine riesige Material-Bandbreite. Von der Entstehungsgeschichte und den zahlreichen Werther-Illustrationen in Büchern, als Grafiken und im Kunsthandwerk über das Werther-Fieber und den Selbstmord bis hin zum Werther-Kult, der Werther-Mode, Karikaturen und weiteren künstlerischen wie kulturgeschichtlichen (Aus-)Wirkungen des „Werthers“ sollen die Objekte nach der internationalen Bedeutung wie auch fortdauernden Aneignung des Romans fragen.

Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf bisher wenig beachteten Aspekten wie dem omnipräsenten Trauermotiv der Lotte im englischsprachigen Raum, der Frage nach den Geschlechterperspektiven der Wertheriaden, dem Einfluss der Mentalitäts- auf die Rezeptionsgeschichte (in Ostasien und Lateinamerika) sowie die popkulturelle und multimediale Verarbeitung des Stoffs auf dem zeitgenössischen Literatur- und Kunstmarkt. Wie äußert sich literarische Gesellschaftskritik und der Werther-Effekt heute? Wie wird der „Werther“ heute gelesen und stirbt der „Werther“ niemals?

Somit erstreckt sich die Ausstellung Werther.Welten von der historischen, unmittelbaren Rezeption und Auswirkung des Werthers bis zur gegenwärtigen Rezeption des 20. und 21. Jahrhunderts. Diese ist digital, intermedial, bunt. Gezeigt werden Filmausschnitte, ein Digital-Werther-Theater, welches in der Corona-Zeit entstanden ist, Videospiele, Mangas, Graphic Novels, und Comics - nationale und internationale. Das Videospiel „Painting Werther“ stammt beispielsweise aus Spanien, ein Comic aus Brasilien, dazu Mangas aus Japan. In einem zusätzlich Werther-Leseraum besteht die Möglichkeit, einige dieser Exemplare zu lesen. Das Highlight stellt sicherlich die original Reisepistole, mit der Karl Wilhelm Jerusalem Suizid beging, dar. Diese konnten von den Museen aus Privatbesitz für die Werther-Ausstellung geliehen werden.

Die Ausstellungsverantwortlichen im hr2-Podcast

Einen ersten Einblick in das, was Besucherinnen und Besucher ab dem 8. September in der Ausstellung Werther.Welten erwartet, gibt es im hr2-Podcast "Werther und Goethe geben jedem eine Antwort", der als Teil der Sendung hr2-kultur am Dienstag, 4. Juni 2024, um 17:10 Uhr erstmals ausgestrahlt wurde. Dort standen die Leiterin der Städtischen Museen Wetzlar, Anja Eichler, sowie der wissenschaftliche Volontär der Städtischen Museen und Kurator der Ausstellung, Georg Weigand, Rede und Antwort und sprachen über die Spuren Goethes und das Festival-Programm: